Montag, 27. Dezember 2010

Los Antiguos

Gestern Abend haben wir zu Fuss die Grenze nach Argentinien überquert. Wieder ein Stempel mehr im Pass! Am Morgen waren wir schon froh gewesen La Junta, unser Weihnachtsdomnizil, verlassen zu können. Und nun hatten wir eine viel grössere Strecke als erwartet zurückgelegt.
Unser Bus hatte tatsächlich morgens im Nieselregen vor unserem Hospedaje in La Junta gehalten und nachdem wir weitere Personen im noch immer wie ausgestorben daliegenden Dorf eingesammelt hatten, gings los.
Sechs Stunden waren wir dann auf der Carretera Austral, also einem nach Süden führenden Waldweg, durch mehrere Nationalparks unterwegs. Am Busbahnhof am vermuteten Tagesziel Coyhaique erfuhren wir dann, dass im direkten Anschluss ein weiterer Bus Richtung Puerto Ibanez abfahren würde. Dort könnten wir dann direkt auf eine Fähre, um nach Chile Chico, einem kleinen Grenz-Hafen am Lago Buenos Aires, dem zweitgrössten See Südamerikas überzusetzen.
Die Erfahrung der letzten Tage hatte uns auf die harte Tour gelehrt, dass man in Patagonien jegliche Transportmöglichkeiten nutzen sollte. Also fuhren wir am sonnigen Nachmittag gleich weiter, aber erst nachdem wir im schmucken Coyhaique ein Stück Kirschtorte gegessen hatten. In Coyhaique gibt es übrigens in der Innenstadt kostenloses W-Lan sowie dazu passende Stadtmöbel (eine Art Kniestuhl mit Tischchen und Getränkehalter). So was gibts nicht mal in Japan!
Die Landschaft veränderte sich südlich von Coyhaique stark. Waren wir vorher durch dichten recht ursprünglichen Wald gereist, begannen hier nun grosse Prärien mit abgeholzten Berghängen. Die Bäume waren in praktischerer Zaunpfahl-Form wieder aufgestellt worden und so begleiteten uns während der gesamten Busfahrt ewig lange Weidezäune. Wahrscheinlich steht ein Grossteil der welweit aufgestellten Weidezäune hier in Patagonien.
Nach zwei Stunden kamen wir am Fähranleger in Puerto Ibanez an, vor uns das wunderbar türkisfarbene Gletscherwasser des Lago Buenos Aires. Da sich Chile und Argentinien nie einigen können, ist die chilenische Seite des Sees nach irgendeinem dahergelaufenen General benannt - der See hat also zwei Namen. Schon der Fähranleger war eine sehr stürmische Angelegenheit und auf dem Schiff sollte es noch turbulenter werden. Der Wind war so heftig, dass die Schaumkronen der hohen Wellen vom Sturm in feinen Nebel verweht wurden. Das Fährschiff schlingerte und schaukelte zweieinhalb Stunden nach Chile Chico, wo wir dann glücklich wieder festen Boden betraten. Mittlerweile war es neun Uhr abends und es wurde langsam dunkel. Als wir sahen, dass ein Bergsteigerpärchen in einen Kleinbus mit der Aufschrift Chile-Chico – Los Antiguos kletterte, nutzten wir die Chance an diesem Kilometer-Runterschrub-Tag noch ein Stück weiter zu kommen... Eine halbe Stunde später stoppte der Bus an der argentinischen Grenze, der Busfahrer gab an nicht mehr weiterfahren zu dürfen, zeigte auf etwa einen Kilometer entfernte Lichter und sagte „Dort - Los Antiguos!“
Also schlurften wir am Ende eines langen Tages durch einen warmen argentinischen Weihnachtsabend und fanden im Dorf Los Antiguos ein Bett, Pizza und ein kühles Radler.
Morgen früh fahren wir nochmal eine grosse Strecke, um dann abends in El Chalten, am Fuss des Fitzroy-Massivs zu landen. Und dann sind wir wirklich mittendrin in Patagonien!

unterwegs auf der Carretera Austral

der klassische Weidezaun


auf dem Lago Buenos Aires














Warum Strasse reparieren, überkleben wir doch das Schild!



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen