Freitag, 31. Dezember 2010

Mittwoch, 29. Dezember 2010

El Chaltén

Heute haben wir die letzte grosse Bus-Etappe hinter uns gebracht. Und die hatte es in sich!
Wenn man in Patagonien gen Süden will, wählt man praktischerweise die argentinische Seite, da dort ebenes Gelände und damit Strassen vorhanden sind. Theoretisch.
Unser Ziel für heute war El Chaltén, ein touristisch ausgebautes Dorf am Fuss des Fitzroy-Massivs. Von Los Antiguos sind das auf der „Ruta 40“ genannten Strasse etwa 650 km. Was wir nicht bedacht hatten: nur etwa 200 km sind asphaliert, der Rest eine Schotterpiste der übelsten Sorte.
Interessanterweise existierte über gut die Hälfte der Strecke neben der Schotterpiste eine nagelneue, unglaublich glatte Asphaltstrasse, die eine vielfach höhere Geschwindigkeit zugelassen hätte. Aber die war aus einem rätselhaften Grund noch nicht freigegeben...
Die Ruta 40 führt durch den patagonischen Teil der argentinischen Pampa, eine sehr trockene, baumlose Gegend, die wieder sehr nach dem peruanischen und bolivianischen Hochland aussah: die gleichen Farben, die gleichen trockenen Grasbüschel. Dazu Luftspiegelungen am Horizont, die so aussehen als gäbe es dort eine riesige Wasserfläche. Auch die Tiere kamen und bekannt vor: Guanacos (eine wilde Lama-Art) und Nandus (südamerikanischer Strauss). Die Gegend dazu fast menschenleer. Wir kamen in den zwölfeinhalb Stunden Fahrt gerade an drei kleinen Siedlungen vorbei. Der Weidezaun seitlich der Strasse hörte allerdings nie auf...
Gegen acht Uhr schob sich dann aber der Gipfel des Mount Fitzroy und die Felsnadel des Cerro Torre über den Horizont. Und dieser Anblick liess die ganzen Strapazen der Fahrt vergessen.
Morgen besorgen wir uns Camping-Zeugs und gehen dann für zwei oder drei Tage am Fitzroy wandern.

der Lago Buenos Aires bei Los Antiguos

Zwischenstop, erste Siedlung nach 2 Stunden Fahrt

reale Asphaltstrasse und Fata Morgana


das Fitzroy-Massiv: rechts Mt. Fitzroy, links: Cerro Torre

Montag, 27. Dezember 2010

Los Antiguos

Gestern Abend haben wir zu Fuss die Grenze nach Argentinien überquert. Wieder ein Stempel mehr im Pass! Am Morgen waren wir schon froh gewesen La Junta, unser Weihnachtsdomnizil, verlassen zu können. Und nun hatten wir eine viel grössere Strecke als erwartet zurückgelegt.
Unser Bus hatte tatsächlich morgens im Nieselregen vor unserem Hospedaje in La Junta gehalten und nachdem wir weitere Personen im noch immer wie ausgestorben daliegenden Dorf eingesammelt hatten, gings los.
Sechs Stunden waren wir dann auf der Carretera Austral, also einem nach Süden führenden Waldweg, durch mehrere Nationalparks unterwegs. Am Busbahnhof am vermuteten Tagesziel Coyhaique erfuhren wir dann, dass im direkten Anschluss ein weiterer Bus Richtung Puerto Ibanez abfahren würde. Dort könnten wir dann direkt auf eine Fähre, um nach Chile Chico, einem kleinen Grenz-Hafen am Lago Buenos Aires, dem zweitgrössten See Südamerikas überzusetzen.
Die Erfahrung der letzten Tage hatte uns auf die harte Tour gelehrt, dass man in Patagonien jegliche Transportmöglichkeiten nutzen sollte. Also fuhren wir am sonnigen Nachmittag gleich weiter, aber erst nachdem wir im schmucken Coyhaique ein Stück Kirschtorte gegessen hatten. In Coyhaique gibt es übrigens in der Innenstadt kostenloses W-Lan sowie dazu passende Stadtmöbel (eine Art Kniestuhl mit Tischchen und Getränkehalter). So was gibts nicht mal in Japan!
Die Landschaft veränderte sich südlich von Coyhaique stark. Waren wir vorher durch dichten recht ursprünglichen Wald gereist, begannen hier nun grosse Prärien mit abgeholzten Berghängen. Die Bäume waren in praktischerer Zaunpfahl-Form wieder aufgestellt worden und so begleiteten uns während der gesamten Busfahrt ewig lange Weidezäune. Wahrscheinlich steht ein Grossteil der welweit aufgestellten Weidezäune hier in Patagonien.
Nach zwei Stunden kamen wir am Fähranleger in Puerto Ibanez an, vor uns das wunderbar türkisfarbene Gletscherwasser des Lago Buenos Aires. Da sich Chile und Argentinien nie einigen können, ist die chilenische Seite des Sees nach irgendeinem dahergelaufenen General benannt - der See hat also zwei Namen. Schon der Fähranleger war eine sehr stürmische Angelegenheit und auf dem Schiff sollte es noch turbulenter werden. Der Wind war so heftig, dass die Schaumkronen der hohen Wellen vom Sturm in feinen Nebel verweht wurden. Das Fährschiff schlingerte und schaukelte zweieinhalb Stunden nach Chile Chico, wo wir dann glücklich wieder festen Boden betraten. Mittlerweile war es neun Uhr abends und es wurde langsam dunkel. Als wir sahen, dass ein Bergsteigerpärchen in einen Kleinbus mit der Aufschrift Chile-Chico – Los Antiguos kletterte, nutzten wir die Chance an diesem Kilometer-Runterschrub-Tag noch ein Stück weiter zu kommen... Eine halbe Stunde später stoppte der Bus an der argentinischen Grenze, der Busfahrer gab an nicht mehr weiterfahren zu dürfen, zeigte auf etwa einen Kilometer entfernte Lichter und sagte „Dort - Los Antiguos!“
Also schlurften wir am Ende eines langen Tages durch einen warmen argentinischen Weihnachtsabend und fanden im Dorf Los Antiguos ein Bett, Pizza und ein kühles Radler.
Morgen früh fahren wir nochmal eine grosse Strecke, um dann abends in El Chalten, am Fuss des Fitzroy-Massivs zu landen. Und dann sind wir wirklich mittendrin in Patagonien!

unterwegs auf der Carretera Austral

der klassische Weidezaun


auf dem Lago Buenos Aires














Warum Strasse reparieren, überkleben wir doch das Schild!



Samstag, 25. Dezember 2010

La Junta / Carretera Austral

Leider erreichte uns am Donnerstag-Abend die schreckliche Nachricht, dass meine Tante Hannchen verstorben ist. Meine Tante, selbst eine begeisterte Weltenbummlerin, hatte an unserer Reise grossen Anteil genommen und war von Anfang an euphorisch mit dabei. Ihr Tod macht uns sehr traurig, sie wird uns sehr sehr fehlen.
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Weihnachten am Ende der Welt! Sind gestern nach einer kleinen Odyssee in La Junta, einem echten Kaff an der Carretera Austral gestrandet. In Puerto Montt hatten wir glücklich noch einen Platz auf der letzten Fähre ergattert, die vor Weihnachten noch Richtung Süden ablegte. In Puerto Montt hatte uns der junge Mann in der Touristen-Information versichert, dass am Fähranleger am Zielhafen Chaitén dann bereits Busse auf die Fährpassagiere warten würden. Hörte sich reibungslos an.
Morgens um sieben Uhr spazierten wir also nach einer Nacht mit wenig Schlaf erwartungsfroh von der Fähre runter und folgten den anderen Passagieren in eine kleine, ungeheizte, rote Holzbarracke. Dort drinnen dann ein paar Holzbänke, sonst nix.
Auf Nachfrage, wann denn der Bus kommen würde, wurde uns gesagt "So um 10!" Nachdem es in der Barracke langsam frisch wurde, machte ich mich auf den Weg in den nahen Ort Chaitén. Chaitén war bis zum Mai 2008 ein kleiner florierender Ort. Dann brach ein unscheinbarer Berg, der vorher noch nicht als Vulkan aufgefallen war aus, bedeckte den Ort mit einer meterdicken Ascheschicht und überschwemmte grosse Teile Chaiténs mit Schlammlawinen. Der Ort sollte nach diesen Zerstörungen aufgegeben und an anderer Stelle neu aufgebaut werden. Die Einwohner entschlossen sich aber dagegen und bauten Chaitén so weit möglich wieder auf. Aber noch immer ist dies eine Geisterstadt. In einigen Fenstern hängen Schilder wie "Chaitén ist nicht tot!" oder "Chaitén lebt - lasst uns zurückkehren!".
Dort fanden wir eine kleine Kneipe, in der ein zahnloser Opa (scheinbar schon länger...) an seinem Matetee zutzelnd am warmen Ofen sass. Dort gabs ein Frühstück und die Information, dass der Bus nicht vor 11:30 Uhr abfahren würde. Der Tresen war übrigens mit einer in grünes Krepp-Papier gewickelten Schnapsflasche festlich geschmückt. Die Zeit kroch zäh dahin und um 10 erschien der Bus. Wir stiegen ein und fuhren in der falschen Richtung davon, um dem örtlichen Airport einen Besuch abzustatten. Gegen halb 12 waren wir dann wieder vor der Kneipe im Ort und die Fahrt sollte nun beginnen. Nach anderthalb Minuten Fahrzeit und etwa 150 m Streckenlänge bremste der Fahrer den Bus vor einem Restaurant und erklärte "Nun wird gegessen!".
Nach der verdienten Mittagspause und weiteren Unterbrechungen starteten wir um eins, das heisst ganze sechs Stunden nach Anlegen der Fähre, unsere Busfahrt. Nach einem Buswechsel, konnten wir dann feststellen, dass es in Patagonien auch im Bus regnet. Gegen Fünf kamen wir im Nest "La Junta" an. Heute würde es keinen weiterfahrenden Bus geben - also Heiligabend im patagonischen Nirgendwo. Morgen früh um sechs würden wir dann unsere Fahrt fortsetzen können. In der ersten Herberge hatte es (passend zum Heiligabend) keinen Raum für uns. Doch wir fanden kurze Zeit später eine nette Scheune ;-)
Der weihnachtliche Kirchgang fiel ins Wasser, da wir im wohl einzigen südamerikanischen Dorf ohne Kirche hängengeblieben waren... Es gab allerdings eine Art Andachtsraum, vor dem eine Frau tatkräftig eine Glocke läutete. Da wir dort drin aber die Einzigen gewesen wären, haben wir Atheisten uns gegen die spanischsprachige katholische Messe im sehr privaten Rahmen entschieden. Und so kam es, dass wir am Heiligabend 2010 mit einer Flasche Rotwein, Brot und Käse im Bett sassen und uns weihnachtliche Weisen (Sting und Freunde in der Kathedrale Durham) im Fernsehen ansahen.
Heute morgen quälten wir uns um 5:15 Uhr aus dem warmen Bett, um pünktlich kurz vor Sechs im patagonischen Nieselregen im komplett ausgestorbenen Dorf La Junta vor dem Busbüro zu stehen. Gegen Acht fragte eine barsche Stimme was wir denn hier wollten. Auf die Antwort, dass wir auf den Sechs-Uhr-Bus nach Coyhaique warten, erhielten wir die erfrischende Rückmeldung: "Heute kein Bus, erst Montag wieder, ist Weihnachten!". Nach einer kurzen Ungehaltenheit, suchten wir andere Wege aus dem Ort, der laut Reiseführer ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt ist... Nachdem wir unsere (wohl verkaterte) Hostalwirtin dazu gebracht hatten, uns ein Frühstück zu servieren, starteten wir den Versuch per Anhalter ein paar Kilometer weiterzukommen. Mussten dann aber feststellen, dass zum Trampen ein Minimum an Verkehrsaufkommen nötig ist. Die Carretera Austral lag eine Stunde lang gähnend leer und kilometerweit einsehbar vor uns. Nachdem uns selbst die streunenden Hunde mitleidig anschauten, brachen wir den Versuch ab und ergaben uns in unser Schicksal.
Und nun sitzen wir, mit der berechtigten Hoffnung, morgen einen Bus nach Coyhaique zu erwischen in einem äusserst gemütlichen, kleinen Restaurant. Haben grade einen leckeren weihnachtlichen Braten samt Vorsuppe und Dessert verspeist und heisse Schokoladen geschlürft. Und Internet gibts hier glücklicherweise auch hier.

heute nur Handyfotos: der Fähranleger in Chaitén

das geradezu quirlige Busterminal in Chaitén

der 1. Weihnachtsfeiertag, 6 Uhr morgens in La Junta

die majestätische Carretera Austral

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Nordpatagonische Fjorde

Wir haben traumhaft schöne Tage im Norden Patagoniens verbracht! Vier Tage sind wir mit Kajaks durch den Comau-, den Quintupeu- und den Cahuelmo-Fjord gepaddelt. Begleitet von Jazz, unserer netten kanadischen Reiseleiterin, Kajaktrainerin und Köchin. Als warmen Ort zum Schlafen, Relaxen, Essen, Kartenspielen und Quatschen hatten wir noch das urgemütliches Begleitboot "Cahuelmó", mit Kapitän Antonio und "rechter Hand" Marcos dabei.
Am Sonntag-Mittag waren wir am nebligen und regennassen Bootsanleger in Hornopirén in die Kajaks geklettert. Und schon nach wenigen Metern empfing uns die unglaubliche Ruhe des Comau-Fjords. Nur die regelmässigen Geräusche der ins Wasser gleitenden Paddel und die ins Meer platschenden Regentropfen waren zu hören. In Hornopirén endet die Strasse und südlich erstrecken sich die riesigen Nationalparks Hornopirén und Pumalin. Letzterer hat eine besondere Geschichte: der über 300.000 Hektar grosse Park wurde in kleinen Stücken über Jahre vom US-Milliardär Douglas Tompkins (Gründer von Esprit, The North Face, usw.) gekauft um ein Stück der Natur Chiles dauerhaft zu schützen. Der Park ist so gross, dass er Chile in zwei Hälften teilt. Durch den Park führen keinerlei Strassen, es gibt keine Siedlungen innerhalb des Parks.
Wir paddelten auf den Fjorden an den Ufern dieses Parks entlang, mehrfach sahen wir Delfine, Seelöwen und diverse Vogelarten, allen voran Geier die - motiviert durch unsere Paddelkünste - ihre Kreise über uns zogen. Ich selbst hoffte vergeblich darauf, dass sich ein Killerwal zeigte. Immerhin bedeutet der Name Cahuelmo-Fjord, Fjord der Killerwale...
Vier Tage lang unberührte, menschenleere Natur - eine Landschaft die das Tollste der Schweiz, Skandinaviens und Kanadas zu vereinen scheint. Das Wetter wurde nach dem mässigen Beginn stetig besser. Der zweite Tag war noch bedeckt doch am Abend kam schon die Warme Sonne raus, so dass wir in den eiskalten Fjord (10°C) springen konnten. An den folgenden zwei Tagen hatten wir, pünktlich zum Südhalbkugel-Sommerbeginn, Sonnenschein und blauen Himmel.
Das Paddeln war auch wegen der Gezeitenströmungen teils recht anstrengend, aber eine Riesenfreude. Eine extrem elegante Art der Fortbewegung. Am dritten Tag sind wir nachmittags einen Fluss hochgepaddelt und auf dem Rückweg kehrte ein im Wasser liegender Baumstamm mein Boot akkurat rechtwinklig zur Strömung des Flussses. Bevor ich das Ganze realisierte, war das Boot mit eiskaltem Wasser gefüllt, umgekippt und ich nicht mehr drin. Da machte sich auch die vorsorglich gekaufte Tupperdose bezahlt, in die ich die Kamera wasserdicht eingepackt hatte! Praktischerweise gab es in der Nähe des abendlichen Liegeplatzes kochendheisse Quellen, deren Wasser in verschiedenen Becken zum Baden einlud. Und so lagen wir im Wald, mit Fjord- und Sonnenuntergangsblick in 40°C heissem Wasser bis die Finger schrumplig wurden...
Geschlafen wurde im engen, aber gemütlichen Rumpf der sanft schaukelnden Cahuelmó.
Vier Tage - ein ganz grossartiges, nvergessliches Erlebnis!
Der menschenleere, das Land durchschneidenden Nationalpark hat den kleinen Nachteil, dass es nicht so einfach ist, weiter nach Süden zu kommen. Nun haben wir mit Glück die allerletzten Plätze auf der letzten vorweihnachtlichen Fähre ergattert, die uns heute Nacht von Puerto Montt in das 2008 bei einem verheerenden Vulkanausbruch grösstenteils zerstörte Chaitén bringen wird. Von dort gehts per Bus direkt weiter Richtung Süden - nach Puerto Chacabuco.    
Wir wünschen euch allen wunderschöne Weihnachten! Wir denken an Euch!






Samstag, 18. Dezember 2010

Chiloé

Gestern haben wir einen kurzen Ausflug nach Castro auf der Insel Chiloé gemacht. Chiloé ist nach Feuerland (was ja zur Hälfte zu Argentinien gehört) die zweitgrösste Insel Chiles und ist laut der Zeitschrift "National Geographic" die Nr.3 der 100 schönsten Inseln weltweit. Bei der Busfahrt über die Insel zum Hauptort Castro zeigte sich Chiloé als üppig grüne, heideartige Landschaft mit den schon aus Puerto Varas bekannten hübschen bunten Holzhäusern. Bekannt für Chiloé sind seine speziellen Holzkirchen, von denen es hier sehr viele gibt und die mittlerweile zum Unesco-Weltkulturerbe zählen.
Castro erinnerte uns mit seinen bunten, Holz- und Wellblechverkleideten, lustigen Häuschen an das schöne Valparaiso. Auch Castro hat diese engen steilen Gassen, an deren Seiten sich die Häuser übereinanderstapeln. Am Wasser kann man in Castro eine weitere Besonderheit Chiloés sehen - die Pallafittes. Dies sind mutig aufgestelzte Häuschen, die in einer speziellen Fachwerkkonstruktion errichtet sind. Da der Tidenhub hier um die sieben Meter beträgt, schweben die Hütten bei Ebbe recht weit über dem Wasser.
In einem Fischrestaurant in Castro bestellte ich dann abends Curanto, die Spezialität der Insel. Wir hatten uns gedacht, einer von uns Beiden muss das mal testen. Die traditionelle Zubereitung sieht folgendermassen aus: in einem sorgsam gebuddelten Loch wird Feuer gemacht und Steine ins Feuer gegeben. Nachdem das Feuer aus ist, werden die glühenden Steine mit grossen Blättern abgedeckt und die diversen Zutaten (Fisch, Muscheln, Würstchen, Schweinefleisch, Kartoffeln ...) eingeschichtet und abgedeckt gegart. Heutzutage kann das Ganze in Töpfen simuliert werden.
Als der Kellner dann die Tischdekoration auf den Tisch stellte, dämmerte mir nicht sofort, dass diese mein Essen ist. Das Gericht sah eher aus wie Beifang: ein ganzer Haufen grosser und kleinerer Muschelschalen unterschiedlicher Form. Nach längerem Suchen fanden sich die übrigen Zutaten ebenfalls ein. Und das Ganze war dann aber richtig fein, geschmacklich eher rustikal aber wirklich gut.

Neuigkeiten von uns gibts dann erst in fünf Tagen wieder, denn ab morgen Früh paddeln wir vier Tage lang mit Seekajaks durch die nordpatagonischen Fjorde.

Die lustigen Häuser von Castro

die Stelzenhäuser





die beeindruckende Holzkirche von Castro














Tischdekoration ?

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Puerto Varas

Gestern haben wir die erste Hälfte unserer Reise abgeschlossen, haben uns von Peru, Bolivien und dem trockenen Norden Chiles verabschiedet und sind von Arica aus gute 3000km nach Süden geflogen.Ziel: Patagonien!
Während dieses Inlandfluges war es enorm spannend aus dem Fenster zu schauen, denn die Landschaft unter uns veränderte sich rasant.
In Arica starteten wir in der Küstenwüste. Bald wurden karge, struppige Berghänge daraus, bis langsam immer mehr Grün hinzukam. Kurz vor Santiago flogen wir dann am Aconcagua, dem höchsten Berg Amerikas vorbei. Südlich von Santiago dann bald traumhaft schöne, grüne Berglandschaften mit aktiven Vulkanen. Als dann grosse Seen und der perfekt geformte, schneebedeckte Vulkan Osorno dazukamen, wussten wir: wir sind angekommen!
Beim Landeanflug sahen wir dann saftige Wiesen mit schwarzbunten Kühen, Felder mit verstreuten weiss eingepackten Heuballen drauf, Häuser mit Satteldächern, Mischwälder. So weit von zu Hause weg - und plötzlich sieht es wieder richtig nach Heimat aus!
Bei der kurzen Autofahrt vom erst seit drei Monaten eröffneten supermodernen Flughafen Puerto Montt nach Puerto Varas dann die nächste Überraschung: eine Autobahn!
Puerto Varas ist eine wunderschöne, charmante Kleinstadt am glasklaren Llanquihue-See. Gegenüber der Stadt ragt spektakulär der mächtige Vulkan Osorno auf. Und dieser Berg ist wirklich mindestens so schön wie der Fujijama!
Puerto Varas erinnert mit seinen schmucken, bunten Holzhäusern an Skandinavien. Die Stadt wurde im neunzehnten Jahrhundert von Deutschen gegründet, die eigentlich auf dem Weg zum kalifornischen Goldrausch waren. Verständlich, dass sie hiergeblieben sind! Und der deutsche Einfluss ist überall spürbar: hier gibt es fabelhafte knackige Brötchen, Streuselkuchen, Bienenstich und sogar Stolle. Im örtlichen Kochbuch "Südchilenische Küche" stehen Rezepte wie Rotkohl, Kohlroulade oder Kartoffelklösse. An vielen Häusern stehen deutsche Namen und die plätzchenbackende nette Dame in unserem Hospedaje "Carla Minte" spricht fliessend deutsch.
Fühlen uns sehr wohl hier!

unterm Flugzeug fliegen aktive Vulkane vorbei



die Kirche von Puerto Varas

Puerto Varas hat einen Weihnachtsbaumpark!


der Osorno im Abendlicht

Dienstag, 14. Dezember 2010

El Camino de la Muerte - Death Road

Wir haben am 3. Advent per Mountainbike die "gefährlichste Strasse der Welt" bezwungen. Die Route ist der Traum eines jeden faulen Fahrradfahrers: 68km lang - und nur berab. Man startet (beobachtet von Llamas) im kargen Altiplano auf 4700m und kommt vier Stunden später verstaubt, glücklich und mit verspannten Bremsfingern im nur noch 1200m hohen schwülwarmen Regenwald an. Dazwischen passiert man traumhafte Landschaften, die man aber nur während der Zwischenstops wirklich wahrnehmen kann.
Der "Camino de la Muerte" ist die alte Schotterstrasse die La Paz mit den Yungas, also einem Teil des bolivianischen Regenwalds verbindet. Diese Strasse hatte eine Rekordquote von schweren Auto- und Busunfällen - daher der Name.
Die Deathroad windet sich in engen Kurven auf einer Art Felsvorsprung ohne Leitplanken an doch recht steilen Abhängen entlang, wobei der Abgrund meist irgendwo unten im Nebel verschwindet. Der Untergrund variiert von Schotter bis Matsch, hier und da prasselt ein Wasserfall über der Strasse herunter. Da es mittlerweile eine dagegen langweilige neue Strasse gibt, ist die Todesstrasse heute Tummelplatz für Mountainbiker und nur wenige abkürzungsliebende Autofahrer.
Gestern sind wir dann mit dem Bus von La Paz nach Arica in Nordchile gefahren. An der chilenischen Grenze trafen wir dann alte Bekannte: am Lago Chungara sind wir bereits vor über drei Jahren einmal spazieren gewesen. Damals allerdings im Schneeregen und ohne Sicht auf den wunderschönen Vulkankegel des Parinacota. Diesmal hatten wir mehr Glück!

bereit für die Todespiste


die Todesstrassen-Bezwinger vom 12.12.10















ein Teil der Deathroad


Samstag, 11. Dezember 2010

Titicaca-See + La Paz

Sind am 7.12. in Puno angekommen und haben dort am Abend die wahrscheinlich beste Pizzeria ausserhalb Italiens gefunden. Puno war unsere letzte Station in Peru. Die Stadt liegt auf 3800m am Ufer des riesigen Titicaca-Sees. Die Höhe spürten wir auch deutlich und so japsten wir durch die Gassen der Kleinstadt. Ansonsten gibts über Puno nix wichtiges zu berichten. Am nächsten Morgen sind wir dann auch gleich weiter Richtung Copacabana, einem grossen Dorf auf der bolivianischen Seite des Sees. Interessanterweise wurde der berühmte Strand in Rio de Janeiro nach diesem unscheinbaren Dorf benannt, in dem sich eine wohl bedeutende "schwarze Madonna" befindet. Wir Atheisten haben Sie nicht angeschaut... Copacabana hat noch eine Besonderheit: täglich kommen hier hunderte Touristen ohne einen bolivianischen Geldschein in der Tasche an. Sinnvollerweise gibt es hier aber keinen einzigen Geldautomaten! So mussten wir die eiserne Dollarreserve aus dem Gürtel anzapfen und zu einem lustigen Kurs eintauschen.
Per Boot sind wir dann über den glasklaren + eiskalten Titicacasee zur Isla del Sol rübergeschippert. Der Titicacasee ist übrigens der höchste schiffbare See der Welt. Der nicht eben kleine Bodensee würde hier 13 x reinpassen.
Am Anleger der Isla del Sol gab es dann mehrere Überraschungen. Einmal wurden wir von etwa siebenjährigen Jungen gefragt, ob sie unsere Rucksäcke (15+ Kilo) tragen sollen. Die zweite Überraschung war eine Inka-Treppe die äusserst ungünstig zwischen dem Bootsanleger und dem Dorf, in dem sämtliche Unterkünfte liegen, positioniert ist. So quälten wir uns schnaufend mit den schweren Rucksäcken 120 Höhenmeter über ungleiche Stufen rauf, das ganze auf etwa 4000m! Die Insel machte dann ihrem Namen "Sonneninsel" keine Ehre. In der Nacht zog ein heftiges Gewitter mit starkem Regen und Hagel auf und am nächsten Morgen lag doch tatsächlich Schnee vor der Tür!
Da immer noch dunkle Wolken drohten und unser Japsen nicht besserte, verschoben wir unsere Wander-Pläne und entschlossen uns, wieder nach Copacabana überzusetzen und den nächsten Bus nach La Paz zu nehmen.
La Paz liegt spektakulär in einem Talkessel auf 3600-4100m. Die wichtigste Stadt Boliviens (Hauptstadt ist Sucre) ist damit eine der höchstgelegenen Grossstädte der Welt.
Die Stadt ist ein wilder und bunter architektonischer Mix aus engen kolonialen Gassen, modernen Hochhäusern und spannenden indigenen Märkten. Das alles wirkt sehr sympatisch. Die Stadt ist allerdings auch im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend. Und so kauen wir auf  vom Hexenmarkt erworbenen Coca-Blättern herum, die so übel schmecken, dass sie wohl helfen müssten.
Morgen machen wir eine leichte Fahrradtour und fahren am Montag nach Arica, der nördlichsten Stadt Chiles. 
Fotos werden dann später nachgeliefert, denn Bolivien hinkt in Sachen Internet noch ein wenig hinterher...   

der Titicaca-See mit der Isla del Sol

Isla del Sol, etwa 4000m über dem Meer

in La Paz

Altstadtgasse, La Paz

Plaza Murillo, La Paz

Dienstag, 7. Dezember 2010

Colca-Canyon

Den zweiten Advent und den Nikolaustag haben wir wandernd im Colca-Canyon verbracht.
Der Colca Canyon ist die 1200m tiefe Schlucht des Rio Colca, die in eine auf 3300m gelegene Hochebene eingeschnitten ist. Rings um die Schlucht ragen schneebedeckte Berge in den Himmel. Auf den terrassierten Hängen des Canyons wachsen seit Jahrhunderten Kartoffeln, Bohnen, Mais und diverse Obstbäume. All das ergibt eine der atemberaubendsten Landschaften Perus.
Am Sonntag-Morgen um 3:30 Uhr wurden wir abgeholt, um 10 ging die Wanderung los. Am ersten Tag gings erstmal drei Stunden streng bergab und dann „peruanisch flach“ weiter. Peruanisch flach heisst moderat auf und ab.
Wir übernachteten in einer Oase am Boden des Canyons, deren Palmen und lockende hellblaue Swimmingpools wir schon von weitem gesehen hatten. Die Swimmingpools werden von einem nahen Wasserfall gespeist, dessen Wasser praktischerweise angenehme 23°C hat. Die um die Pools gruppierten „Lodges“ sind ganz einfache Adobe-Hütten. Also aus Lehmziegeln gemauert, mit festgestampftem Lehmboden und einem Strohdach drüber. Verschlossen mit einer 3mm-starken Sperrholztür, die man zum reinkommen gar nicht öffnen müsste. Innen aber zwei überraschenderweie blitzsaubere bequeme Betten.
Der nicht nachlassende Regen hat sanft und gleichmässig aufs Dach getrommelt, welches nur an unwichtigen Stellen etwas undicht war.
Haben da drin übrigens geschlafen wie die Murmeltiere, ich selbst so gut wie noch nie in den letzten Wochen.
Da zwischen Swimmingpool-Bad im Nieselregen und Abendessen noch zwei Stunden Zeit waren und die Bungalows kühl und dunkel waren (in der Oase gibts keinen Strom) gingen wir in den Raum fürs Abendessen, der über ein Fenster mit der Küche verbunden ist. Unser Guide war schon am Kochen und rief uns in die wärmere Küche rüber und Mandy fragte (unvorsichtigerweise), ob wir vielleicht helfen können. Fünf Minuten später sass Mandy vor einer Schüssel Bohnen und ich mit einem 40cm langen Messer vor 12 äusserst ungünstig geformten Kartoffeln. Bald kamen noch zwei Tassen Tee dazu und wir sassen mit Guide und dreiköpfiger Familie schälend, schnibbelnd und plaudernd im Kerzenlicht.
Am zweiten Tag (Nikolaus) schüttelten wir Viertel vor Fünf unsere ungeputzten Wanderschuhe aus. Nicht wegen Süssigkeiten sondern wegen möglicher Skorpione ;-) und wanderten schon um 5 Uhr los. Ein knackiger zweieihalbstündiger Aufstieg über 1200 Höhenmeter lag vor uns. Dabei wurden die umliegenden Berge und Canyon-Abhänge nach und nach in Morgensonne getaucht.
Dreiviertel Acht waren wir glücklich oben angekommen und verbrachten nach dem hart erarbeiteten Frühstück den restlichen Tag im Bus. Dabei noch mehrere Zwischenstops, der wichtigste am „Cruz del Condor“, einem Aussichtspunkt wo man mit Glück im Aufwind kreisende Kondore sehen kann. Unser heutiger (unfähiger) Guide wollte duchfahren, da man heute eh keine Kondore sehen könne, während einer dieser majestätischen Vögel im Hintergrund vorbeischwebte. Konnten dann beobachten, wie drei Kondore (Flügelspannweite bis 3.20m) ohne sichtbare Flugbewegung über der 1200m tiefen Schlucht ihre Kreise zogen. Später dann noch ein entspannendes Bad in den 40°C heissen Quellen von Chivay und abends zurück in Arequipa.
Heute morgen noch Paco gefüttert und dann auf nach Puno am Titicaca-See, unserem nächsten Ziel.

Colca-Canyon


6000er am Colca-Canyon

der König der Anden - ein Kondor



Terrassenfelder

Mädchen in Colca-Tracht

pure Eleganz