Puerto Natales ist die Ausgangsbasis für die Wandertouren im Torres del Paine-Nationalpark. Trotz der sehr vielen Touristen die hier ankommen, übernachten und sich hier mit Campingausrüstung und Proviant versorgen, hat sich die Stadt überraschenderweise ein unaufgeregtes und lockeres Flair bewahrt.
Der Torres del Paine-Nationalpark gilt als das Highlight Patagoniens. Der Park hat seinen Namen von den drei mächtigen Granittümen, die in seinem Zentrum von anderen Bergmassiven umstellt aufragen. Die Torres kann man überhaupt nur aus grösserer Entfernung von Südosten oder ganz am Ende einer beschwerlichen Bergwanderung sehen. Man muss sie sich erarbeiten! Und auch dann braucht man noch Glück, denn der Torres del Paine-Nationalpark ist berüchtigt für sein mieses Wetter, so dass die Türme enttäuschenderweise oft in dicken Wolken verborgen bleiben. Wohl aus diesem Grund steht auf der offiziellen Wanderkarte: "wasser- und tränenfest"...
Aber auch neben den Torres gibt es viel zu sehen: Unterhalb der Berge breiten sich die unterschiedlichsten Landschaften Patagoniens auf relativ engem Raum aus. Riesige Gletscher, grosse türkisfarbene Gletscherseen, windgepeitschte Wälder, dornige Strauchsteppen. Dazu Guanacos, Kondore und (angeblich zu viele) Pumas.
Wir hatten uns für das klassische fünftägige "W" entschieden. Diese Wanderroute hat den Vorteil, dass Teile der jeweiligen Tagesetappen ohne schweres Gepäck gemacht werden können. Man richtet also sein Zeltlager ein und läuft von dort mit kleinem Rucksack weiter zu den Attraktionen. Die Wettervorhersagen waren sich uneinig, ob es nun mittelprächtig oder eher nass werden würde. Aber wir hatten eh keine Zeit zum Warten und so ging es am 4. Januar los.
Wir gelangten mit Bus und Boot zum Startpunkt, einem lauschigen Zeltplatz am wunderbar türkisfarben Pehoe-See. Nach einem lustigen Abendbrot, bei dem David und Jeanette aus Brighton und Thomas und Birgit aus dem Allgäu leicht neidisch auf undere Gourmetbrötchen schielten, arbeiteten wir uns in unser gemietetes gelbes Himalaya 2-Zelt hinein. Dieses äusserst windschnittige Teil ist offenbar um zwei, in Idealposition nebeneinanderschlafende Personen herumgeschneidert worden. Bequem sieht anders aus...
Nach der ersten Nacht war der Grey-Gletscher das erste Etappenziel. Der mit Kreide angeschriebene Tageswetterbericht (eine Wolke mit viel Regen) sollte sich glücklicherweise nicht bewahrheiten. Wir wanderten die welligen elf Kilometer bei bestem windigen Sommerwetter entlang des Lago Grey auf den gigantischen Gletscher zu. Kleine Eisberge trieben im See, am Aussichtspunkt dümpelten hunderte Eisschollen im Wasser. Nach dem Rückmarsch gings mit Gepäck noch weiter zum nächsten Campingplatz, wo wir am dritten Tag zum Los Cuernos-Aussichtspunkt wanderten. Die Cuernos del Paine (Cuernos = Hörner) sind massive Granitberge, die eher wie monumentale Skulpturen aussehen. Am vierten Tag lag der härteste Teil der Wanderung vor uns, wir schafften die vielen Kilometer mit vollem Gepäck aber viel schneller als erwartet und kamen daher auch weiter als gedacht. So konnten wir den kurzen aber harten Aufstieg zum Torres-Aussichtspunkt noch in Angriff nehmen. Dieser letzte Teil ist eine Art Strandweg, der 45° nach oben geht...
Am Vormittag war der Himmel von dichten Wolken bedeckt gewesen, am Nachmittag hatte es zunehmend aufgeklart und nach einer Stunde standen die Granittürme vor blauestem Himmel vor uns. Umgeben von vielen ebenso euphorischen Wanderern genossen wir glücklich die warme Sonne, den unfassbaren Ausblick und das eiskalte Gletscherwasser um unsere Füsse. So toll!
Vor dem Aufstieg hatte uns die Technik einen Schrecken eingejagt, denn die Kamera meldete eine halbe Stunde vor dem Ziel, dass die Speicherkarte nicht lesbar sei. Wir konnten mit einer anderen Karte weiterfotografieren, die Bilder der ersten drei Tage schlummern aber (vorerst) unerreichbar auf der kaputten Karte. Dass es doch Bilder vom Gletscher und den Cuernos gibt verdanken wir Sabine, die uns gerade ihre gesamten Wanderbilder kopiert hat.
Grey-Gletscher und Lago Grey |
Cuernos del Paine und Lago Pehoe |
endlich zu sehen: die Gipfel der Torres |
am Ziel |
die Torres del Paine mit Gletschersee |
Torre Sur, Torre Central und Torre Norte |
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