Sonntag, 2. Januar 2011

Perito Moreno-Gletscher

Douglas Adams hat mal in einem Buch geschrieben, irgendein Gletscher in Neuseeland sehe von oben aus wie tausende, aus grosser Höhe abgeworfene gotische Kathedralen. Diese Beschreibung passt auch gut für den Perito Moreno-Gletscher, den wir heute angeschaut haben.
Der Perito Moreno ist ein Gletscher des riesigen südpatagonischen Eisfeldes. Nur die Antarktis und Grönland sind noch grössere Reservoire von gefrorenem Süsswasser auf dieser Erde. Als Teilgletscher dieses Eisfeldes hat der 60km lange Perito Moreno einige Besonderheiten. Zum einen wächst er nach wie vor kontinuierlich. Desweiteren mündet er in den Lago Argentino, den grössten See Argentiniens, stösst dabei mit seiner Gletscherzunge auf eine Halbinsel und blockiert damit eine Verbindung zwischen dem See und einem Seitenarm. Nach und nach verändern sich die Wasserstände auf den so getrennten Seeteilen und irgendwann ist der Druck so hoch, dass das Wasser die blockierende Gletscherzunge wegsprengt. Ein Naturschauspiel, welches es zuletzt 2008 zu sehen gab. Die dritte Besonderheit liegt darin, dass die 60-80m hohe Gletscherzunge von der Halbinsel perfekt beobachtet werden kann. Der Gletscher schiebt sich täglich etwa 1-2m vor. Gletscherabbrüche in den Lago Argentino sind dadurch häufig und aus nächster Nähe zu beobachten.
Wir kamen am Neujahrs-Nachmittag in El Calafate an, einer Kleinstadt die das "Eingangstor" zum Perito Moreno und zum Nationalpark "Los Glaciares" ist. Hier lebt nun wirklich jeder vom Tourismus. Der Ort besteht aus Unterkünften, Restaurants, Boutiquen, Casinos und allem was der Tourist noch mag. El Calafate ist so eine Art Flaschenhals, wo jeder der durch Patagonien reist mal durchschlüpfen muss. Es ist also gut besucht hier. Am Busbahnhof hatten wir bei der Ankunft die gute Idee, gleich unsere Weiterreise zu organisieren. Das war gut so, denn nur in einem, der zwei Tage später fahrenden Busse gab es noch genau zwei Plätze! Nachdem wir die Gletschertour zum Perito Moreno eingefädelt hatten, wurden wir mit einem altbekannten, aber doch unerwarteten Problem konfrontiert. In El Calafate -einer Stadt wo jeder irgendwas verkaufen will- war nirgends Geld zu bekommen. Wirklich alle der nicht wenigen Geldautomaten waren leer oder kaputt und daran sollte sich sowohl am Neujahrstag, als auch am darauffolgenden Sonntag freilich nichts ändern. Spassig, besonders wenn das bezogene Hostel keine Kreditkarten akzeptiert. Nachdem wir uns schon genau überlegt hatten, wie wir elegant und ohne zu zahlen die Stadt verlassen könnten ;-) fanden wir eine Menschenschlange und eine dazugehörigeWechselstube, wo wir wiederum zu einem fantasievollen Kurs tauschen konnten. Wieder flüssig!
Heute fuhren wir dann, wiederum bei traumhaftem Sommerwetter entlang des 5°C-kalten Lago Argentino zum Gletscher. Man gelangt vom Parkplatz zum ersten Beobachtungsbalkon und ist schon wieder sprachlos. Schon die pure Grösse dieses Gletschers ist beeindruckend. Dazu die ständigen berstenden, knirschenden Geräusche und die unglaubliche Schönheit des blau scheinenden Eises. In den Wald auf der dem Gletscher gegenüberliegenden Halbinsel sind verschiedene Beobachtungskanzeln gebaut und auf diesen standen wir dann gebannt wartend. Bei jedem Knacken schauten wir uns gespannt um und warteten auf herabstürzende Eismassen. Und nach kleineren Abbrüchen passierte dann auch wirklich was, daher heute unter den Fotos auch ein kurzer Film.
Anschliessend sind wir dann mit einem Schiff noch bis auf 300m an den Gletscher rangefahren. Das ist bei einer 80m hohen Eiswand recht nah. Aus dieser anderen Perspektive wirkte die riesige vor uns aufragende Wand aus Eis noch mal mächtiger!
Beeindruckend, spannend, wunderschön.
Morgen fahren wir per Bus wieder über die Grenze ins chilenische Puerto Natales. Dort starten wir dann am 4. Januar in unsere fünftägige Wanderung im Nationalpark "Torres del Paine".

die Front des Gletschers: 5km breit, 60-80m hoch













der Perito Moreno und der Lago Argentino



Gletscherabbruch hinterm Tunnel









1 Kommentar:

  1. Wow, ja, der Perito Moreno ist beeindruckend...
    Vielleicht trefft ihr unterwegs einen Freund von mir aus Zürich (Andreas Hüni), der ist mit noch einem Andreas und evtl anderen Leuten auch in Puerto Natales, mit dem Auto...die waren allerdings schon im Torres del Paine...
    Hier der Blog vom anderen Andreas:
    http://george-in-patagonia.blogspot.com/

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